Die Eröffnung

Es ist Montag, der 20. April 1970, 9 Uhr

Im vorderen Raum hat unsere „Hausband“, die Subjects (später dann Subject Esq. und Sahara) die Verstärker aufgebaut und sorgt für satten Sound.

Zahlreiche Gäste sind gekommen, die relativ kleine Kultur- und Alternativ-Szene Münchens ist nahezu komplett versammelt.
In erster Linie natürlich die Düüls und ihr Gefolge, Freunde wie Ingeborg Schober und Rüdiger Nüchtern, Rainer Langhans und Uschi Obermaier, Mitglieder der Frauenkommune – aber auch einige Passanten, ebenso neugierig wie mißtrauisch ob des ungewohnten Anblicks.

 

 

Dazu auch ein paar Vertreter der Plattenindustrie, die sichtlich auf Distanz gehen und das Geschehen skeptisch beäugen.
Links Wolfgang Fambach (Telefunken), rechts Johann Strauß (Polydor).

 

 

 

 

links Irmgard, im Hintergrund Günter Albert.
rechts Ingeborg Schober und Rüdiger Nüchtern.

 

 

 

 

 

 

 

Im gestreiften T-Shirt Peter Kaiser, Manager der Düüls, der sich zur Feier des Tages die Lederschuhe froschgrün lackiert hat.
Im Durchgang Peter Leopold, Drummer der Düüls

 

 

 

 

Links Gaby Fersch, im Hintergrund Kurt Mergenthal, Bildhauer aus Attenham

 

 

 

 

 

Köstlicher Höhepunkt der Eröffnungsparty ist es, als ein Mann mit Trachtenjacke und Filzhut den Laden betritt. Es ist der Walter Fritz, Metzger aus Attenham, den wir gebeten hatten, einen warmen Leberkäs zu bringen. Welch ein Kontrast zum schrillen Völkchen! Zuhause wird er erzählen „ich war in München und hab Frauen ohne BH gesehen“ (er selbst hat sich etwas drastischer ausgedrückt).

Rechts vorne mit Hut: der Walter Fritz. An der Wand Posters, von Jugendstil bis Andy Warhol, auch die deutsche Fußballmannschaft ist vertreten, ebenso wie das Foto einer Nonne, die sich ihr Strumpfband richtet. Was für ein verrückter Tag, was für eine verrückte Zeit!

 

 

Da wird natürlich auch die Presse aufmerksam. Die Abendzeitung schreibt zwei Tage später:
Einen Pop- und Plattenladen gibt es jetzt auch in Platzl-Nähe:Drei Mitglieder der ehemaligen Münchner Frauenkommune und Irmgard Weigelt haben in der Ledererstraße 19 einen „free-work-shop“ mit ultraviolett angestrahlten Plakaten, Party-Schnickschnack, Büchern und griffigen Objects eröffnet. Der Laden soll, so Adelheid Schuster-Opfermann, ein „Aktionszentrum für Frauen von überallher“ werden.
Demnächst käuflich zu erwerben: ein Poster mit aufgedrucktem, selbstverfaßtem „Frauen-Manifest“. Denn: „Wir wollen keine Gebärmaschinen und billigen Putzfrauen sein, sondern das Machtmonopol der Männer, dieser ausgetrockneten Vorgartenzwerge, in Sachen Politik durchbrechen!“
Außer diesem Emanzipationsplakat in eigener Sache will man aber auch jungen Künstlern Gelegenheit geben, ihre Werke anzubieten. Aufgeblasene Plastikbusen mit Münchenansicht sind schon zu haben.
Quelle: Abendzeitung München, wff., 22. April 1970

 

Ich möchte unbedingt erwähnen, daß der Duktus der Zitate keineswegs Irmgards Sprachgebrauch oder gar Ansicht darstellt, ganz im Gegenteil. Wie es also weitergeht mit dem Pop-Laden für Frauen und was es mit den griffigen Objekten auf sich hat, lest Ihr auf der Seite Die Ladengemeinschaft

Gerhard Rühl, 10. Januar 2017

Falls es Euch interessiert, wie das SHIROKKO überhaupt zustande gekommen ist, lest vielleicht die Artikel in der Kategorie Die Vorgeschichte, zumindest ab dem Beitrag Ein verlockendes Angebot.

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