Im Frühsommer 2007 betreten zwei junge Frauen das SHIROKKO. Sie studieren Journalismus an der Akademie für Mode und Design und wollen im Rahmen ihres Studiums ein Interview mit uns führen. Eigentlich wollen wir absagen, denn wir reden nicht so gerne über uns selbst – aber weil die beiden so sympathisch sind, willigen wir doch ein und führen ein sehr nettes Gespräch.
Als eine der beiden ein paar Wochen später das Manuskript vorbeibringt, denke ich mir „die könnte ich als Mitarbeiterin brauchen“ und bitte sie, mir Namen und Telefonnummer zu notieren. Sie schreibt: Maria Exner.
Prompt zeichnet sich vor Weihnachten eine personelle Knappheit ab und so frage ich Maria, ob sie bei uns arbeiten will. Sie zögert keine Sekunde, natürlich will sie das! Aus der Aushilfstätigkeit wird dann ein zweijähriges wunderbares Arbeitsverhältnis. Maria ist eine engagierte, scharfsinnige und ideenreiche Mitarbeiterin, deren positive Ausstrahlung uns immer wieder aufs Neue begeistert.
Ende 2007 verläßt uns Maria, um ihr Studium in Berlin und London abzuschließen, aber unser Kontakt ist nie abgerissen.
Wie gut Maria schreiben kann, und wie innig unsere Zusammenarbeit war, zeigt der Text, den sie zum 40. Geburtstag des SHIROKKO im Jahre 2010 verfaßt:
Eine Sensation. Ein Musikgeschäft in der Münchner Innenstadt, das seinen 40. Geburtstag feiert, ist nichts weniger als eine Sensation. Seit April 1970 ist das SHIROKKO in der schmalen Ledererstraße zu Hause, die wie der ruhige Seitenarm eines Flusses zwischen dem hektischen Tal und dem bierseligen Hofbräuhaus liegt. Kein anderer Platz wäre besser geeignet für den kleinen Laden mit den violetten Wänden. Hier hat das SHIROKKO das Meisterstück vollbracht, sich vom Szenetreff, in dem es alles gab, was ein bayerischer Hippie in den 70er Jahren haben musste (Platten, Wasserpfeifen, Lederarmbändchen, Räucherstäbchen) zum Fachgeschäft zu wandeln, in das heute Menschen kommen, die zwar Lust auf neue Musik haben aber den Aufwand scheuen, in den unendlichen Weiten von iTunes und der Saturn-CD-Abteilung selbst das finden zu müssen, war ihnen gefällt.
Ja, genau so würde er beginnen, mein Artikel zum 40. Geburtstag – wäre ich doch nur Lokalredakteurin der SZ! (dann würde ich die Seite 3 dafür frei räumen, Ehrenwort!). Aber auch so möchte ich dem SHIROKKO, das auch ein kleines bisschen „mein“ SHIROKKO ist, von Herzen gratulieren. Vor allem will ich den beiden Menschen, die das SHIROKKO seit unglaublichen 40 Jahren mit Leben erfüllen, alles erdenklich Liebe und Gute wünschen.
Gerhard und Silvia: Ihr habt Unglaubliches geleistet und tut es jeden Tag aufs Neue. Mit Liebe und Zähigkeit habt ihr einen Ort geschaffen, an dem gefragt und gestaunt, gelacht und geweint werden darf – und zwar von jedem, der zur Tür hereinkommt, jeden Tag. Wie viele solcher Orte gibt es schon auf der Welt? Ich kenne nur diesen einen. Euer SHIROKKO. Und ich bin dankbar dafür.
Maria
Lokalredakteurin der SZ ist Maria Exner nicht geworden. Heute ist sie stellvertretende Chefredakteurin von ZEIT ONLINE.
Wir sind stolz, Maria als Mitarbeiterin gehabt zu haben – und wir sind froh, daß unsere Freundschaft zu ihr und ihrer Familie bis heute besteht.
Danke, Maria!
Verfaßt von Gerhard Rühl am 29. Mai 2017 anläßlich des Geburtstags von Maria Exner.