Foto-Schwabing war also das Epizentrum des sogenannten Münchner Undergrounds.
Häufige Besucher waren die Musiker von Amon Düül II, man freundete sich bald an.
Jeden Montag spielten die Düüls im PN in der Leopoldstraße. Das war der Club von Peter Naumann, gleich neben dem legendären Big Apple gelegen. Während dort aber eher die „kommerziellen“ Bands auftraten, war das PN Hort der Gegenkultur. So wanderten wir regelmäßig, in lange Mäntel gewandet, ins PN um die so sympathisch chaotischen Düüls zu bewundern. Manchmal spielten sie auch in der Türkenkaserne, dort wo später der „Roncalli-Platz“ war und nun das Museum Brandhorst steht.
Die Düüls waren stets auch umgeben von Filmemachern und visuellen Künstlern. Sie hatten bald auch eine Lightshow, das waren Glasplatten, zwischen denen bunte Flüssigkeit immer wieder neue Muster erzeugte, die von einem Projektor auf die Bühne gestrahlt wurden. In frühen Videos, etwa von Pink Floyd, kann man diesen Effekt noch bewundern.
Eines Tages kam Thomas Althoff, auch ein Freund der Band, zu Besuch. Soweit ich weiß, war er auch Mitglied der legendären High-Fish-Kommune. Er erzählte Irmgard, daß sie einen solventen Geschäftsmann „an der Angel hatten“, der für seine Posters einen Laden in der Innenstadt gemietet habe – und er solle in dessen Auftrag fragen, ob Irmgard mit in eine Ladengemeinschaft einsteigen und dort eine Plattenabteilung eröffnen wolle.
Da gab es nicht viel zu überlegen! Natürlich wollte sie das! Ein eigener Plattenladen, ein Traum!
In der damaligen Zeit gab es ja gar keine reinen Plattenläden, man mußte schon in ein Elektrogeschäft gehen.
Es gab Lindberg in der Kaufingerstraße und in der Sonnenstraße, es gab Radio RIM in der Theatinerstraße, Radio Schütze in der Sonnenstraße und Holzinger am Marienplatz, dort wo jetzt die deutsche Bank ist.
Dort wurde man von Frauen in Kittelschürzen bedient, man durfte immer nur drei Platten mit in die Kabine nehmen. Aber selbständige, eigentümergeführte Plattenläden – Fehlanzeige!
Irmgard sagte also sofort zu. Das war ein sehr mutiger Schritt für eine Frau Ende der Dreissig. Sich selbständig zu machen in einer Zeit, wo man noch seinen Ehemann um Erlaubnis bitten mußte, wenn man arbeiten wollte. Ja, das gab es einmal und es ist gar nicht so lange her.
Das Problem war nur, wie finanzieren!? Irmgard bat einen Bekannten um eine Bürgschaft von dreitausend Mark. Mit dieser Ausstattung und mit gehörigem Mut machten wir uns an die Arbeit…
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Verfaßt von Gerhard Rühl am 10. Januar 2017